Fotoserie/Anita Buchgraber:„Just married“: Eine feministische Fotoinszenierung, der einer monatelangen Beschäftigung mit dem Frauenbild im 21. Jahrhundert vorangegangen ist. Meine künstlerische Arbeit ist eine Reflexion auf das Dasein, somit auch auf mein Erleben als Frau in der Männerwelt in meiner Generation. Interviews mit Frauen aller Altersgruppen ließen mich zu folgendem Schluss kommen: Das Gesicht wahren innerhalb des Rollenbildes und zugleich den eigenen Mann stehen ist definitiv der unausgesprochene Auftrag an die Frauen im 21. Jahrhundert. Die Idee ein antikes Hochzeitsfoto in Form eines Doppel-Selbstportraits nachzustellen, setzte ich an einem ebenso antiken Ort um.
„Manchmal denke ich an Katar“
„Manchmal denke ich an Katar“ (photo_graz016)
Reportagen und Berichte über die Wanderarbeiter, die die neuen Stadien für die Fußball WM 2022 bauen, schockieten mich im Jahr 2016 dermaßen, dass es eine Notwendigkeit war, diesem Thema eine Fotoserie zu widmen.
Es wird von tausenden Toten auf den Baustellen berichtet, von menschenunwürdigen Unterkünften, einbehaltene Lohnzahlungen, einbehaltenen Reisepässen und Korruption.
Der Mensch wird nicht mehr als Mensch behandelt.
Tote Wanderarbeiter werden in Kauf genommen, auf den Baustellen der Stadien, die auf dem Grund und Boden von Vertriebenen gebaut werden.
So viele Menschen ohne Namen, die der Staat opfert, damit im Jahr 2022 die Fußball WM stattfinden kann.
Ich finde keine Worte, die mein Entsetzen ausreichend beschreibt!
Vielleicht können dies meine Fotos.
„Der Zauber der Loreley“
„Der Zauber der Loreley“
Vom Loreleyfels herab klingt eine Frauenstimme, deren wunderbarer Gesang alle verzaubert. Den jungen Schiffern auf dem Rhein aber wird der Gesang dieser betörenden Frau mit den goldenen Locken nicht selten verderblich, indem sie um seinetwillen vergessen, auf den Strudel zu achten, der am Fuße des Felsens gefährlich sein Wesen treibt und alles verschlingt.
Die Loreley, Sinnbild der Verführung und zugleich von Gefahr, nimmt uns mit in eine Welt voller Versprechen. Wir betreten eine Welt des Traumhaften, in der wir uns, mit dem Bewusstsein der Gefahr, vollkommen auflösen. Das Bild der Loreley wird zu einem schemenhaften Traum. Übrig bleibt ein Gefühl. Ein Hauch. Und die Intensität der Farbe Rot.
„Aufbruch“
„Eine Reise beginnt mit dem ersten Schritt!“.
Begleittext für die Ausstellungen mit dem österreichischen/schweizerischen Fotokollektiv „Novem“ in Jennersdorf/Burgenland und in Zagreb/Kroatien:
Etwas hinter sich lassen, voller Mut und Zuversicht in die Zukunft blicken und losgehen. Anita Buchgraber fokussiert jenen Moment, an dem die Entscheidung zu einem Aufbruch getroffen wird. Jener wegweisende Moment, der ausschlaggebend ist für den ersten Schritt. Den Inszenierungen gingen intensive Prozesse voraus, um diesen Moment des Aufbruchs mit Menschen sichtbar zu machen, die aufgebrochen sind, um sein einen Lebenstraum zu erfüllen, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, um gesund zu werden oder um das Leben nach ihren Vorstellungen zu ändern. Die Serien sind unterschiedlich wie die Menschen selbst. Poetisch, melancholisch, humorvoll und immer mit innewohnender Kraft und Hoffnung.
Portrait: „Dipl.Ing.Arch. Irmgard Mutewsky“
KünstlerInnenpersönlichkeiten
Die Welt ist voll von interessanten Menschen und schönen Seelen!
Ich liebe es, Künstlerpersönlichkeiten fotografisch zu portraitieren, sie kennen zu lernen, von ihrem Werk, ihrer Philosophie, ihrer Botschaft zu erfahren und über sie zu schreiben.
Seit Jahren schon, die erste Serie entstand im Jahr 2006, portraitiere ich, immer in schwarz-weiß, Künstlerpersönlichkeiten in ihren Ateliers beim kreativen Tun, während ihrer künstlerischen Arbeit.
Die Neugier auf den Menschen ist mein Antrieb, die Neugier auf das was er tut und was er denkt.
In der Annäherung gehe ich behutsam vor und so sind wahrhaft schon magische, spannende und einzigartige Fotoserien entstanden. Abgesehen vom Werk des Künstlers, genieße ich die ganz feinen Begegnungen mit wahrlich außergewöhnlichen Persönlichkeiten sehr. Meine Bildsprache, die Zusammenstellung der Serien und die Präsentation haben bereits Wiedererkennungswert.
Es sind Maler und Malerinnen, die ich portraitiert habe, Fotografen, Druckgrafiker, Musiker, eine Opernpianistin. Menschen jeglicher kreativer Sparten, die eine Ausdrucksform gefunden haben, sich künstlerisch auszudrücken. Menschen wie ich.
Was bleibt?
„Was bleibt?“
Ist das Thema jener Fotoserie, die bereits seit dem Jahr 2006 in Arbeit ist und die ich nach wie vor weiterverfolge. Es ist eine fotografische Spurensuche.
Meine Vorliebe für verlassene, im Verfall begriffene Gebäude, lässt mich immer wieder Orte aufsuchen, in denen die Vergänglichkeit nicht nur ist schmerzlich spürbar, sondern auch visuell vordergründig erkennbar ist. Es sind verlassene Gebäude, die mich mit ihrer stillen, mystischen Ästhetik fesseln.
Oft bin ich es selbst, die den Ort des Zerfalls mit einer leidenschaftlichen Lebensfreude in Form einer lebendigen, bewegten Menschenspur fülle und die mich immer wieder zur Frage hinführt: „Was bleibt von einem Menschenleben?“, „Was bleibt von der geschäftigen Vergangenheit zurück, an Sichtbarem und Unsichtbaren?“
Seit dem Jahr 2006, in dem ich im Rahmen einer Kunstaktion mit dem Weizer Kollektiv „Die 12“, in einem stillgelegten Betrieb in Weiz, der Primax, meine Leidenschaft für dieses Thema entdeckte, ist bereits eine umfangreiche Sammlung entstanden. Sie umfasst unter anderen eine Papierfabrik, ein Sanatorium, ein herrschaftliches Gutshaus, das alte Postgebäude von Weiz, verlassene Häuser, Wohnungen, Bauernhöfe, einen stillgelegten Bahnhof, oder die aktuellste Serie über einen einst lebendigen Betrieb in der Weizklamm.
Meine behutsame und respektvolle Annäherung an die Vergangenheit und meine Neugierde spiegeln sich in den Fotografien wider. Es ist die Stille die ich anschaulich sichtbar mache und auf die Flüchtigkeit des Lebens hinweise. Das Bewahren unserer wertvollen Vergangenheit ist mir ein Anliegen und eine Freude.